Voodoo X Kölner Haie
Allgemein,  Artikel

Für den sportlichen Erfolg: Kölner Haie wollen Fans aktiv einbeziehen

Die Kölner Haie zeigten sich auch in der Saison 2023/2024 wieder als ein Club der Extreme. Wieder einmal konnten die Fans extrem starke, als auch extrem schwache Leistungen beobachten. Diese Leistungsspitzen waren keinesfalls Zufall – und sollen nun zugunsten einer insgesamt breiter gesteigerten sportlichen Leistung abgefedert werden. Hierfür setzen die Haie auf ausgewählte Fans, die sich aktiv einbringen sollen. 

Die passende Stellschraube gefunden
Lange Zeit stand die Ablösung von Cheftrainer Uwe Krupp bei den Kölner Haien nicht zur Diskussion. Stattdessen sollte „in der Analyse jeder Stein“ umgedreht und „an anderen Stellschrauben gedreht“ werden. Nachdem im Club zuerst großes Rätselraten darüber herrschte, an welcher Stellschraube überhaupt eine positive Veränderung möglich sein könnte, wurde gegen Ende der Saison dann ein neuer Ansatz gefunden. Die Entlassung von Krupp konnte nicht mehr aufgehalten werden, ab der kommenden Saison soll sich dieser neue Ansatz aber auszahlen. Zahlreiche Fans der Kölner Haie wurden per Post informiert und haben einen Einblick erhalten, welche Stellschraube genau gemeint war.

In dem Schreiben an die ausgesuchten Fans nähert sich Philipp Walter dem Thema zunächst vorsichtig an: „Ich denke, jeder konnte sehen, dass wir über die letzten Jahre hinweg eine überragende Off-Ice-Performance – sprich: Die Leistung der Geschäftsstelle – erbringen konnten. Wir haben hier klare Prioritäten gesetzt und stark geliefert: Sowohl das Merchandising, als auch das Ticketing, konnten als Tragsäulen unseres Clubs glänzen. Auch hatten wir On-Ice in sportlicher Hinsicht jedes Jahr singuläre Top-Leistungen einzelner Spieler.“ 

Fans können durch Voodoo aktiv in das Geschehen eingreifen
Wie Walter in nahezu jeder Rede betont, sind es aber insbesondere die Fans, die den Club tragen: „Und das nehmen wir ab jetzt wörtlich. Von nun an sind auch die Fans für das sportliche Abschneiden der Kölner Haie mitverantwortlich.“

Diese Aussage erklärt sich nicht von selber, wird aber im Brief an die Fans ausführlich erläutert. Walter öffnet den Fans eine Türe in die Welt des Okkulten. Denn grundsätzlich zeigt sich der KEC-Geschäftsführer mit den in den letzten Jahren erworbenen Erfahrungen rund um die in den Geschäftsräumen der KölnArena2 institutionalisierten Voodoo-Zeremonien zufrieden. 

In dem Schreiben an die ausgewählten Fans erklärt Walter zunächst das Grundprinzip von Voodoo: „Das Verhältnis zwischen Menschen und den Geistern beruht auf Gegenseitigkeit. Die Menschen opfern z.B. Genussmittel, die stellvertretend für die „Loa“ durch einen Priester konsumiert werden. Im Gegenzug bewirken die Geister konkrete Dinge. Würden die Geister nicht in einem entsprechenden Maß wirken, wie die Menschen opfern, würden sie vergessen werden und verschwinden.“

Voodoo-Riten durch Peter Draisaitl in Köln etabliert
„Seitdem Peter Draisaitl als praktizierender Voodoo-Hohepriester die Riten bei den Kölner Haien initiiert hat, konnten wir bemerkenswerte Erfolge verbuchen. Peter war ein großer Verfechter des Opfern von Tabak.  Dass er damals in Trance statt einige Asson zu bestellen aus Versehen Jason Akeson verpflichtete, überzeugte uns letztlich von der Wirkmacht des Vodoo“, so Walter.

Draisaitls sehr, sehr regelmäßige Tabakopfer wurden durch die Geisterwelt einerseits in extrem positiven, geradezu magisch wirkenden Ereignissen, wie etwa der Zuteilung des „NHL Global Series“-Spiel gegen die Edmonton Oilers in Köln oder auch generell in der unheimlich wirkenden Karriere von Leon Draisaitl umgesetzt. 

Andererseits opferte Coach Drasaitl so regelmäßig und in einem solchen Umfang Tabak, dass die Geister sich schließlich außerstande sahen, einen entsprechenden Gegenwert zu erwirken zu können und entnervt reißaus nahmen.

Dan Lacroix und Uwe Krupp konnten neue Akzente setzen
„Mit dem Franko-Kanadier Dan Lacroix konnten wir 2019 unsere Voodoo-Riten etwas variieren und neue, französischsprachige „Loa“ aus New Orleans anziehen, was uns einen positives Saisonabschluss bescherte“, führt Walter aus. Auch Uwe Krupp öffnete sich der Welt der Geister. „Witzig, dass viele Fans Uwe als ‚Messias‘ bezeichneten. Hier lag wohl eine religiöse Verwechslung vor. ‚Priester‘ wäre die angemessene Bezeichnung gewesen.“

Nun müsse man nach dem abrupten Ende der vergangenen Saison aber einsehen, dass die okkulte Leistungsfähigkeit der durch Voodoo-fortgebildeten Geschäftsstelle letztlich begrenzt sei.

Fokussierung auf einzelne Stellen brachte punktuelle Erfolge
„Unsere okkulten Aktivitäten folgten in den letzten Jahren einem klaren On-Ice- und Off-Ice-Plan, der vor der Saison akribisch ausgearbeitet wurde. Als sich der Coaching-Stuff z.B. vor der vorletzten Saison einen übersinnlich guten Offensivverteidiger sowie einen starken Topscorer wünschte, konzentrierte sich die Geschäftsstelle in der Kommunikation mit den Geistern hierauf. Das Resultat war die sich wie von Zauberhand plötzliche ergebende Verpflichtung von Nick Bailen und seine Saisonleistung einerseits und Andreas Thuresson „DEL-Topscorer“-Saison andererseits.

Vor der letzten Saison bestand der Wunsch nach besserer Unterstützung des Goaltending und – als Präzisierung – eines jüngeren Top-Torschützen mit Perspektive und herauskamen die Saisonleistungen von Tobias Ancicka und Justin Schütz. Gleichzeitig konnte eine Aufrechterhaltung der Leistungsspitzen aus dem Vorjahr nicht erreicht werden.

Belegungsplan der Arena band viel okkulte Ressourcen
Aber auch Off-Ice hatte die Geschäftsstelle alle Opfergefäße voll zu tun. „In den letzten Jahren stellte uns etwa die Planungen der LANXESS arena immer wieder vor große Herausforderungen, die wir dank intensivem Voodoo umschiffen konnten“, erklärt Walter in dem Schreiben:

„Es ist aber einfach keine exakte Wissenschaft und man weiss nie, was man herausbekommt und wie die Dinge zusammenhängen. Wir gehen aber davon aus, dass wir es den Geistern verdanken, dass den Kölner Haien durch den Sturz von Helene Fischer 2023 sowohl der Umzug in die Krefelder Arena erspart geblieben bliebt. Auch 2024 rettete uns nur die Erkrankung von Céline Dion vor konkreten unauflösbaren Terminschwierigkeiten.“

Er führt weiter aus, dass es jedoch nicht als dauerhafte Lösung geplant sei, jedes Jahr auf Unpässlichkeiten der durch die Arena vorgezogenen Künstler hinopfern zu müssen.

Zuschauerrekord ausdrücklich ohne Zombie-Riten
Insbesondere hinsichtlich des erreichten Zuschauerrekords legt Walter Wert darauf zu betonen, dass die tausenden zusätzlichen Zuschauer mitnichten durch Voodoo willenlos gemachte Zombies waren, auch wenn sie bei manchen Spielen diesen Eindruck hinterließen. „Wir haben in der letzten Saison einen großen Anteil unserer Voodooaktivitäten auf die Generierung von Zuschauern verwandt, wissen aber letztlich selber nicht genau, wo die ganzen Menschen letztlich herkamen. Aber es wurden ausdrücklich keine Zombie-Riten angewandt!“, versichert der Haie-Geschäftsführer.

Wie die Fans eingebunden werden sollen
Leider, so Walter, habe die Analyse der letzten Spielzeiten gezeigt, dass man mit seinen übersinnlichen Fähigkeiten haushalten müsse und die Fokussierung auf einzelne, elementare Aspekte einer Mannschaft nicht tragen – und hier kommen nun die Haie-Fans ins Spiel.

„Eine weitere Aufstockung des Personals in der Geschäftsstelle einzig und alleine aus Gründen der Verstärkung der Voodoo-Riten erscheint uns nicht angemessen. Wir binden stattdessen nun die ausgewählten Fans ein und reduzieren z.B. z.B. ihre Dauerkartenpreise als Gegenzug deutlich.

Okkulte Potenziale nutzen
„Wir nutzten die letzten Haimspiele, um gezielt okkult-talentierte Fans anzusprechen. Die benötigten Fähigkeiten sind breit gestreut. Um Trance-artige Zustände zu bewirken, benötigen wir beispielsweise Fans, die besonders monoton trommeln oder singen können“, beschreibt Walter die Suche nach entsprechend qualifizierten Kandidaten: „In den Drittelpausen konnten ebenfalls wir viele Fans ansprechen, die in der Kunst des Tabakopfers bewandertet sind.

Auch für das Opfern von Alkohol haben sich viele Fans nahezu aufgedrängt. Wir möchten auch die Intensität, mit der einige unserer Anhänger positiv, wie negativ eskalieren können, als Katalysator für magische Macht nutzen. Es ist uns gleichzeitig auch wichtig zu betonen, dass die Voodoo-Riten unserem Diversity-Ansatz nicht im Wege stehen.

Was soll der Zauber überhaupt?
Von der großen Anzahl und der Pluralität der durch die Fans übermittelten Wünsche an die Geisterwelt erhoffen wir uns eine Skalierung der bisher geleisteten, allerdings auf die Geschäftsstelle begrenzten okkulten Arbeit und zudem eine insgesamt in der Breite gesteigerte Performance des gesamten Kaders und weniger Leistungsabfall bei einzelnen Spielern nach einer Saison.“

Die während der letzten Saison angesprochenen und nun angeschriebenen Fans erhalten neben einer Dauerkartenrückerstattung von 25% auch eine detaillierte Anleitung, für welche Dinge sie sich in der Zwiesprache mit den Geistern einsetzen können und wie sie in Kontakt treten können. Ebenfalls erhalten sie jeweils eine Voodoo-Puppen-Set, welches aber nur im Falle eines drohenden Abstiegs genutzt werden darf. „Das ist zwar nicht aus dem Bereich des Voodoo, aber in einer Stadt, in der Religion und Sport gewollt vermischt werden, sollte man auch an das Karma des Clubs und entsprechende Rückwirkungen denken“, findet sich als abschließender Hinweis in der Anleitung. 


2003 habe ich mit Dennis Haimspiel.de gegründet. Bis 2020 berichtete das Haimspiel.de-Team in unzähligen Berichten, Interviews, Liveradio- und Podcast-Sendungen und einem Liveticker von den Kölner Haien. Wir initiierten die "Wir sind Haie!"-Kampagne, deren Logo und T-Shirt ich ebenso gestaltete, wie das Logo des Fanprojekts der Kölner Haie. Meine Staatsexamensarbeit habe ich zum Thema "Eishockey in Deutschland bis 1945" geschrieben und wurde zwei Mal in den Vorstand des Kölner EC "Die Haie" e.V. gewählt. Nach dem Ende von Haimspiel.de schreibe ich nun auf Haieblog.de.

Kommentar verfassen