Die Zuschauer und das Haie-Maul
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Der KEC und die Zuschauer: Wie läuft es denn so?

Wie bei keinem zweiten Club der Liga beruht das Finanzierungskonzept der Kölner Haie auf den Zuschauereinnahmen. Schon immer in der Geschichte des KEC waren seine Zuschauerzahlen von besonderer Bedeutung. Wie steht es um die aktuellen Zuschauerzahlen?

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Promocode nutzen und für 10 Euro zum KEC gehen
Vorneweg: Am heutigen Freitag spielen nicht nur die Kölner Haie gegen die Schwenninger Wild Wings, es ist auch das Pinktober-Spiel des KEC. Das bedeutet, dass um Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung zur Bekämpfung von Brustkrebs geworben wird. 

Das gute Ansinnen soll vor einem möglichst vollen Haus ablaufen, daher gibt es Promotion-Codes, mit denen jeder Platz in der Arena für 10,00 € gebucht werden kann. Hierzu muss im Online-Ticketshop im entsprechenden Feld der Code: FERIEN-7AAG8N eingegeben werden. Weiter folgt man den Anweisungen der Software. 
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Fluch und Segen der Arena
Seitdem die Haie in der (heutigen) LANXESS arena spielen, ist die Größe der Halle Fluch und Segen zugleich. Stimmungsvolle Spiele in der ausverkauften Arena gehören sicherlich zu den beeindrucktesten Erlebnissen im europäischen Eishockey. Bei schlecht besuchten Spielen verlaufen sich selbst 9.000 Zuschauer im weitläufigen Rund. 

Lange galt die ungefähre Grenze von 10.000 Zuschauern, ab welcher der KEC mit einem finanziellen Plus aus einem Spiel ging. In den Arena-Verträgen seit 2010 wurden jedoch sukzessive Module eingebaut, welche den KEC deutlich stärker am tatsächlichen Spieltagsaufkommen partizipieren ließ.

Freikarten zwischen Wohl- und Überdosierung
Das Mittel der Wahl waren viele Jahre Freikarten oder stark vergünstigte Karten gewesen. Die einfache Rechnung: Besetzte Plätze wirken auf alle Anwesenden attraktiver. Wer einmal da ist, der isst, trinkt und kauft Merchandising – und kommt vielleicht wieder. Ein probates Mittel, welches insbesondere viele Studenten zu Haie-Fans gemacht hat. 

Der schmale Ritt auf der Klinge liegt aber in der Verärgerung der normal zahlenden Kundschaft und insbesondere der Dauerkarteninhaber. Als erfolgreicher Kompromiss hatten sich in den letzten Jahren die „Kumpelkarten“ herausgestellt, mit denen Dauerkarteninhaber Freunde mit zum KEC bringen konnten. 

Absurde Saison setzte neuen Rekord
Ironischerweise schaffte es die Haie-Geschäftsstelle ausgerechnet in der nach allen Maßstäben absolut absurden Saison 2019/20 eine nahezu perfekte Arbeit abzuliefern. Trotz der längsten Niederlagenserie am Stück (17) in der Geschichte des KEC schafften die Haie sowohl den eigenen Zuschauerrekord für die Hauptrunde (13.333 Zuschauern) zu brechen, als auch schwarze Zahlen zu schreiben. 

Wie ist die aktuelle Saison angelaufen?
Nach dem Abbruch der Saison 2019/2020 folgte die Pandemie, in welcher Deutschland auch heute noch steckt. Unter zuvor nicht für möglich gehaltenen Anstrengungen aller Beteiligten schafften es die DEL und die Kölner Haie, eine Saison 2020/2021 ohne Zuschauer zu absolvieren. 

Alleine das 2021/2022 überhaupt Zuschauer in Arenen zugelassen wurden, war eine Entscheidung von massivster Bedeutung für den KEC. Im wahrsten Sinne des Wortes sind die zahlenden Fans das Lebenselixier der Haie! 

Die erste durch die Schutzverordnung vorgegebene Grenze von 9.300 Zuschauern konnte im ersten Heimspiel ausverkauft werden, im zweiten und dritten nicht. Auch die später definierte zweite Grenze von 11.400 Zuschauern konnte sofort gerissen werden. Insgesamt stehen die Haie mit 9.166 Zuschauern im Schnitt auf Platz 1 der Liga und deutlich vor den Adlern Mannheim auf Platz 2

Zwischen realistischer Planung und Prinzip Hoffnung
Bei keinem Club wird die Kluft zwischen den verschiedenen Stühlen deutlicher, als eben beim Ligakonkurrenten aus Mannheim. Die aktuelle Situation veranlasste die Adler nicht, von prominenten Neuzugängen abzusehen. Gleichzeitig weist der Club medienwirksam darauf hin, dass er defizitär arbeitet und weiterer Staatshilfen bedarf. 

Dies darf man getrost als Lobbyismus begreifen, denn es darf bezweifelt werden, dass Eigner Hopp der sportlichen Leitung „grünes Licht“ für Verpflichtungen gibt, wenn er im Zweifel nicht die (finanziellen) Konsequenzen zu tragen bereit wäre.

Ein solches Verhalten ist beim KEC wahrlich nicht zu sehen. Haie-Gesellschafter Frank Gotthardt ist zu jedem Zeitpunkt der Krise stark für die Haie eingestanden. Gleichzeitig agiert er aber nicht unbedingt als Mäzen, sondern fordert einen sich selbst tragenden Club. Entsprechend sind die Verpflichtungen der laufenden Saison an einem stark zurückhaltenden Budget ausgerichtet. 

Abhängig vom Zuschauerzuspruch zwischen 2G und 3G
Wie aber sind die aktuellen Zahlen zu bewerten? Der KSTA zitierte zuletzt Stefan Löcher, Geschäftsführer der LANXESS arena, dahingehend, dass er ab November mit einem unbegrenzten Zutritt zur Arena rechnet. Gleichzeitig sei das Interesse des Publikums gegenüber der Rekordsaison deutlich abgekühlt und „die Marketing- und Ticket-Abteilung des Vereins (müsse) hart arbeiten, um das breite Publikum wiederzugewinnen.“

Es ist der allgemein zu beobachtende Trend, dass die Fans die Sportveranstaltungen in Deutschland noch nicht wieder in dem vor-Pandemie-Maß besuchen. Auch etwa während des Stammtisches des Fanprojekts der Kölner Haie sprachen sich Anwesende stark für ein G2-Modell aus, welches bei einem Besuch Sicherheit verleihen würde, andere argumentierten dagegen.

Ob es wirtschaftlicher sinnvoller gewesen wäre, proaktiv ein Statement für G2 abzugeben oder sich passiv eng am Rahmen des durch die Schutzverordnung erlaubten G3 zu hangeln, wird die Zeit zeigen.

Bis dahin können Haie-Fans ihren Club vor allem dadurch unterstützen, indem sie Freunde mit zum Spiel bringen und die Arena wieder zum Wohnzimmer der Haie-Fans machen. Wenn es sein muss, auch durch Promo-Codes.

2003 habe ich mit Dennis Haimspiel.de gegründet. Bis 2020 berichtete das Haimspiel.de-Team in unzähligen Berichten, Interviews, Liveradio- und Podcast-Sendungen und einem Liveticker von den Kölner Haien. Wir initiierten die "Wir sind Haie!"-Kampagne, deren Logo und T-Shirt ich ebenso gestaltete, wie das Logo des Fanprojekts der Kölner Haie. Meine Staatsexamensarbeit habe ich zum Thema "Eishockey in Deutschland bis 1945" geschrieben und wurde zwei Mal in den Vorstand des Kölner EC "Die Haie" e.V. gewählt. Nach dem Ende von Haimspiel.de schreibe ich nun auf Haieblog.de.

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