Harmonieren gut zusammen: Marcel Müller und Lucas Dumont klatschen sich ab. (C): mcfly37.de )
Artikel

Der Saisonstart: Die Top 5 der Dinge, die funktioniert haben

In der Saison 2021/2022 haben die Kölner Haie zehn Spiele gespielt, 16 Punkte geholt und stehen auf Tabellenplatz 6. Tabelle und Punktestand sind zwei „nackte“ Fakten, aber es lohnt sich der Blick ins Detail. Zeit für ein erstes Zwischenfazit nach dem Saisonstart. In einem ersten Artikel wird der Blick auf das Positive gerichtet. Wer oder was sind die Top 5 der Dinge, die funktioniert haben?


Top 5: Zuschauer in der Arena
Die LANXESS arena ist „Fluch“ und „Segen“. Auch wenn die Kölner Haie in der letzten Saison, in der Zuschauer zugelassen waren, ein Publikumsmagnet waren, strömen in dieser Saison die Fans nicht automatisch, sobald die Türen aufgehen. 

Die Haie sind auf Zuschauerrang eins der Liga, dennoch ist noch „Luft nach oben“. Die Verantwortlichen des KEC werden nicht müde zu betonen, dass Eishockey nur mit Fans „einen Sinn ergibt“. Insbesondere bei den Kölner Haien, die wie kein zweiter Club in der DEL von den Zuschauereinnahmen abhängig sind, gilt dies nicht nur im übertragenen Sinne, sondern ganz konkret in der Clubkasse. 

Aber auch weniger nüchtern betrachtet: Die Leidenschaft für das Spiel lebt in Köln. Gerade im ersten Haimspiel der Saison (ausverkaufte 9.300 Zuschauer) war die Freunde am Live-Spiel förmlich greifbar. Der Standort Köln lebt den KEC, lebt Eishockey und hat den Live-Sport Eishockey herbeigesehnt – auch im Stadium der fortgeschrittenen Pandemie. 

Top 4: Im zweiten Anlauf erfolgreich
Torhüter Justin Pogge zählte fraglos zu den Verlierern der letzten Saison. Durch seine kolossalen Aussetzer in nahezu jedem Spiel verunsicherte er seine Defensivabteilung, verschuldete zahlreiche Gegentore und brachte die Haie oft so auf die Verliererstraße. Der statistische Beleg steht aus, aber es dürfte keinen Torhüter in der Geschichte des KEC gegeben haben, der so oft ausgewechselt wurde. 

Gleichwohl wurde der positive Spirit von Pogge und die Bedeutung des Goalies für die Mannschaft stets gelobt. Als Hannibal Weitzmann, der jüngere, im eigenen Nachwuchs ausgebildete, mit Entwicklungspotential ausgestattete und für viele schlicht: der bessere Torhüter der vergangenen Saison, gehen musste und Pogge blieb, konnten viele Fans Uwe Krupps Entscheidung nicht verstehen. 

Nach 10 Spielen steht Justin Pogge in beiden relevanten Goalie-Statistiken deutlich verbessert dar. 2,13 Gegentore pro Spiel reichen für Platz 6, die Fangquote von 92,1 % reicht für Platz 8 der Liga. Viel wichtiger aber: Auf dem Eis konnte Pogge seine Aussetzer bisher (fast) völlig abstellen, präsentiert sich als ein durchaus sicherer Rückhalt und ist in seinem Agieren auf dem Eis verlässlicher und klarer für seine Mitspieler zu lesen. Das macht ihn zu keinem Top-Torhüter der Liga. Wohl aber zu einem soliden Torhüter, auf den sich das Team im Moment verlassen kann und auf den in der Zukunft ein deutlicher stärkerer Torhüter folgen kann. 

Auch Landon Ferraro kann in seinem zweiten Jahr in Köln überzeugen. Im letzten Jahr entschied sich Ferraro für ein Gehalt in Höhe des deutschen Mindestlohns von den Frankfurt Lions zu den Kölner Haien zu wechseln, um in der 1. Liga sein Können (erneut) unter Beweis zu stellen. Im letzten Jahr waren Ansätze zu sehen, der Abschluss war jedoch noch wenig konstant. Doch Uwe Krupp glaubte an das Können von Ferraro – und der zahlt es in dieser Saison mit deutlich verbesserter Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor zurück. Bereits 5 Tore und 4 Assists für 9 Punkte hat der Deutsch-Kanadier in 10 Spielen für den KEC in dieser Spielzeit erzielt – fast soviel, wie in 27 Spielen in der letzten Saison. 

Top 3: Torgefahr ohne Verspieltheit
Die Haie haben einen gewaltigen Aderlass in ihrer Offensivabteilung hinnehmen müssen. Während Frederik Tiffels nicht gehalten werden konnte und James Sheppard ziehen gelassen wurde, wechselte KEC-Topscorer Jason Akeson nach der letzten Saison völlig unkommentiert von Haie-Seite nach Bayern. Es fehlten nun sowohl in den Kategorien Tore, Assists und Punkte drei der vier stärksten Haie für zusammen 40 Tore und 72 Assists. Berechtigte Zweifel kamen auf, ob der Torinstinkt und die Kreativität im Sturm nicht aus dem Club gewechselt waren. 

Tatsächlich präsentiert sich der KEC in dieser Saison sehr gradlinig im Spiel nach vorne und: sehr erfolgreich. Während die Haie in den letzten Jahren oft offensiv „in Schönheit starben“, zu oft zu viel nachdachten und/oder zu verspielt agierten, präsentiert sich der KEC in dieser Saison konsequent und belohnt sich oft selbst. 

Der von Krupp gesuchte Spielstil, der von physischen stabilen, charakterstarken, betont einfach spielenden Spielertypen gespielt werden soll, scheint zu funktionieren. Der KEC steht mit 26,83% Überzahlquote auf Platz 1 der Liga und hat die drittmeisten Tore erzielt. 

Top 2:  Dem Gegner unter die Haut gehen
Auch Krupps Prognose, dass man gegen die Top-Teams der Liga nicht würde adäquat gegenhalten können, traf ein. Drehten München, Berlin und Mannheim auf, wurde der KEC abgehängt. 

Dennoch präsentiert sich der KEC in dieser Saison als unangenehm zu spielendes Team, welches über die Physis dem Gegner „unter die Haut“ fährt – und welches oft genug sein Glück erzwingt. Denn auch diese Eigenschaft führt dazu, dem Gegner die Motivation zu rauben: Tore zur richtigen Zeit und in „dreckigen“ Situationen zu schießen, in denen man in den letzten Saisons eben nicht traf. 

Nachteil des physischen Spiels ist die Strafzeitenbilanz, welche die Haie mit über 14 Minuten pro Spiel anführen. Dennoch wiegt der Vorteil den Nachteil bisher aus. Einzig die Niederlage gegen die Eisbären Berlin fiel hier stark ab, da die Strafen wenig geschickt genommen und die Unterzahlformationen wenig erfolgreich agierten. In allen anderen Spielen war die Physis ein Vorteil. 

Top 1: Eine Mannschaft, die als „Team“ auftritt
Der KEC der Saison 2021/2022 zeigt sich insgesamt geschlossener, als dies in den letzten Saisons der Fall war. Gelobt wurde von Krupp beispielsweise, dass Marcel Müller ohne zu Murren seine Aufgabe als Center der vierten Reihe verrichtet. Aber auch insgesamt scheint das Team gut zu harmonieren und gut mit- und füreinander zu spielen. 

Die Gründe hierfür können einerseits in den rekrutierten Charakteren liegen: Andreas Thuresson, der mit seinen Treffern im Powerplay entscheidenden Anteil an der starken Quote hat, soll etwa eine überragende positive Einstellung mit ins Team gebracht haben, während der Abgang von etwa James Sheppard hinsichtlich des Charakters und des Zusammenhalts – nicht aufgrund der Performance auf dem Eis – keineswegs nur negativ bewertet wurde.  


Die Kölner Haie stellen bisher eine Mannschaft, der es Spaß macht zuzugucken und die die sportlichen Ziele bisher übererfüllt. Gleichzeitig schaffen es die Haie der laufenden Saison, die vielen Verletzungen von wichtigen Spielern aufzufangen und sie nicht als Entschuldigung zu verwenden. 

Honerable mentions für weitere „Top 5“-Punkte könnten z.B. der in dieser Saison bisher gut umgesetzte Ansatz der Eingliederung der jungen Spieler sein, auch wenn diese auch auf Verletzungen beruht. 

Was aber sind eure „Top 5“-Punkte? Kommentiert unter dem Artikel, schreibt eine Email an feedback @ haieblog.de oder in den sozialen Netzwerken eure Tops der bisherigen Saison.

_________________________________________________________

(C) Beitragsbild von mcfly37.de

2003 habe ich mit Dennis Haimspiel.de gegründet. Bis 2020 berichtete das Haimspiel.de-Team in unzähligen Berichten, Interviews, Liveradio- und Podcast-Sendungen und einem Liveticker von den Kölner Haien. Wir initiierten die "Wir sind Haie!"-Kampagne, deren Logo und T-Shirt ich ebenso gestaltete, wie das Logo des Fanprojekts der Kölner Haie. Meine Staatsexamensarbeit habe ich zum Thema "Eishockey in Deutschland bis 1945" geschrieben und wurde zwei Mal in den Vorstand des Kölner EC "Die Haie" e.V. gewählt. Nach dem Ende von Haimspiel.de schreibe ich nun auf Haieblog.de.

Kommentar verfassen