Merchandising - Was ist das Problem?
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Fake-Merchandising: Vom Hawaiihemd bis zum SS-Slogan

Gutes Timing ist alles! Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen und die Deutsche Eishockey-Liga meldet sich (vermeintlich) mit einer koordinierten Merchandising-Aktion und bietet Hawaiihemden, Badelatschen, Shorts und Sonnenhüte im Look der DEL-Clubs an. Cool! Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass es sich um gefälschtes Merchandising handelt. Fake-Merchandising ist ein Problem für die Clubs, wenn auch nicht primär finanziell.

Foto: Facebook (Screenshot)

Geklaute Bilder, kopierte Nachrichten, eine gefälschte Seite – Der Anbieter des Beachoutfits im Eishockeystil hat sich wirklich Mühe gegeben, sein Angebot seriös anzubringen. Täuschend echt wirkt seine Facebook-Seite eben weil neben seinem Merchandising-Angebot auch viele offizielle Inhalte kopiert wurden. Nur dem Kenner fällt auf, dass etwa der Ligensponsor Penny ignoriert wird. Doch auch weniger versierte Eishockeyfans dürften einer offiziellen DEL-Seite mehr als 10 „Follower“ zutrauen. 

Der Betreiber hatte für seine Kreationen mindestens die Lacher auf seiner Seite. Wahrscheinlich hat er aber auch einige Bestellungen eingeheimst – ob er geliefert hat, oder ob die Ware nur in Photoshop existiert hat, ist kaum zu klären. So oder so ist jede Bestellung für ihn ein lohnendes Geschäft, denn Lizenzgebühren zahlt er den DEL-Clubs natürlich nicht. 

Merchandising ist aus der Welt des Sports nicht mehr wegzudenken. Regelmäßig gibt es Versuche zu errechnen, dass sich die Gehälter von Fußball-Giganten wie Lionel Messi alleine durch die Trikotverkäufe amortisieren würden. Unbestritten sind Trikot-Verkäufe im Fußball, wie im Eishockey, Basketball oder Handball das gewichtigste einzelne Merchandising-Produkt. Das gilt sowohl direkt (durch die Einnahmen des Verkaufs), als auch indirekt, durch die tausendfache Zurschaustellung von Sponsorenlogos (Lesetipp: Das Ende der werbefreien Trikots), wofür diese wiederum bezahlten.  

Aber auch abseits von Trikots gibt es alles, was das Fan-Herz begehrt, zu kaufen. Von der Bettwäsche, über Golfbälle, Krawatten, Stifte oder Pullover – für jede Gelegenheit steht ein mit Logo versehenes Produkt. Alle Merchandising-Artikel gehen dafür sinnbildlich „über den Schreibtisch“ des Clubs, bevor sie angeboten werden. Denn: Ist ein Produkt mit dem offiziellen Logo versehen, dann steht der Club in der Verantwortung. Ist die Qualität schlecht, fällt dies automatisch auf den Club zurück. 

Die gefälschten Fußball-Trikots, die man etwa von spanischen oder italienischen Strandverkäufern kennt, sprechen hier eine deutliche Sprache. Sowohl was den Stoff oder den Druck angeht, bei Spielernamen mit Rechtschreibfehlern oder grob veränderten Teamlogos fällt die Qualität gegenüber dem Original doch stark ab. Das Pendant für Eishockey-Trikots gibt es etwa in Tschechien oder online für NHL-Jerseys. Gefälschte Trikots stellen für das deutsche Eishockey aber kein Problem dar.

Sowieso beschränken sich die gefälschten Angebote auf Brettchen mit brandbemaltem Haie-Logo auf den Weihnachtsmärkten, Pins und Aufnähern aus den 80er- und 90er-Jahren und modernen Angeboten in den sozialen Medien, die zügig wieder verschwinden. Der ökonomische Schaden ist bedauerlich, aber wahrscheinlich vernachlässigbar.

Gewichtige Probleme beginnen dort, wo das gefälschte Merchandising Verbindungen suggeriert, die es nicht gibt. Wenn Fans von einem (gefälschten) Artikel enttäuscht sind oder ihre bezahlten Bestellungen gar nicht erst erhalten und die Schuld beim Club suchen, ist dies schon problematischer für dessen Renommee.

Hochproblematisch wird es, wenn offizielle Logos mit etwa verfassungsfeindlichen Inhalten kombiniert werden. Genau das trifft beim zweiten Gegenstand der Rubrik „Stick and Sweater“ zu: Einem gefälschten Aufnäher.

Andere Aufnäher aus den 80er und 90er Jahren führen heute wegen der unlizensierten Verwendung von Garfield oder Asterix-Motiven oder fremder Vereinslogos zu so vielen juristischen Problemen, wie die Verwendung von Disney-Motiven auf Kirmes-Wagen – nämlich zu gar keinen.

Leider nach wie vor vereinzelt in der Arena zu sehen sind jedoch solche Aufnäher, die das (damalige) offizielle Haie-Logo in Kombination mit Elementen zeigen, die mindestens maximal provozierend sind.

Auf dem Aufnäher prangt die Plural-Variante des Wahlspruch der nationalsozialistischen SS „Meine Ehre heißt Treue“, dessen Zurschautellung in Deutschland strafbar ist, wie etwa auch das Zeigen eines Hakenkreuzes. Vermutlich ist auch das Tragen des Aufnäher strafbar, da der Spruch im Zusammenhang auch historisch benutzt wurde. Ergänzt wird sie durch die Anordnung der KEC-Vereinsfarben zu einer Fahne, die bewusst an die Fahne des Kaiserreichs erinnert.

Welche Ziele der Gestalter des Aufnähers hatte, ob er nur provozieren oder tatsächlich eine Gesinnung mit dem Sport verbinden wollte, ist unklar. Klar ist nur: Es wurde das offizielle Haie-Logo verwendet und auf den ersten Blick ist nicht erkennbar, dass es sich um Fake-Merchandising handelt. Das wiederum ist in hohem Maße Angelegenheit des Clubs, da zunächst angenommen werden muss, dass er in naiver Unwissenheit verfassungsfeindliche Slogans auf Fanartikeln verkaufen würde oder aber sogar eine Nähe zu der entsprechenden politischen Gesinnung aufbauen möchte.

Wenn Hawaiihemden im Haie-Look auf der einen, der lustigen Seite des Spektrums von Fake-Merchandising stehen könnten, ist der Aufnäher ganz weit außen auf der anderen Seite angesiedelt. Gefälschte Fanartikel bergen immer Risiken wie schlechte Qualität oder Geldzahlungen ins Nirvana ohne Gegenleistung. Sie schaden dem Club auf finanzieller Ebene und können zumindest in manchen Fällen ein sehr fragwürdiges Licht auf den Eishockey-Standort oder zumindest den Fan, der den Artikel gekauft hat, werfen.

2003 habe ich mit Dennis Haimspiel.de gegründet. Bis 2020 berichtete das Haimspiel.de-Team in unzähligen Berichten, Interviews, Liveradio- und Podcast-Sendungen und einem Liveticker von den Kölner Haien. Wir initiierten die "Wir sind Haie!"-Kampagne, deren Logo und T-Shirt ich ebenso gestaltete, wie das Logo des Fanprojekts der Kölner Haie. Meine Staatsexamensarbeit habe ich zum Thema "Eishockey in Deutschland bis 1945" geschrieben und wurde zwei Mal in den Vorstand des Kölner EC "Die Haie" e.V. gewählt. Nach dem Ende von Haimspiel.de schreibe ich nun auf Haieblog.de.

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