John Matsumoto (C: mcfly37.de)
Artikel

Der lauernde Quotient

Der Blick auf die Tabelle nach dem wichtigen 4:3-Sieg gegen die Krefeld Pinguine war auf den ersten Blick überraschend positiv. Der KEC hatte sich nach den enttäuschenden Ergebnissen der letzten Monate wieder auf Platz 10 und damit einen Pre-Playoff-Platz gehievt. Dennoch ist das vorherrschende Narrativ, die 3 Punkte vor allem als „Punkte gegen den Abstieg“ zu sehen. Wie passt das zusammen?

Gesprächsbedarf auf der Trainer-Ebene
Die Statements waren gemacht, die Hände geschüttelt. Am Ende der Pressekonferenz nach dem 4:2-Sieg des KEC war von Entspannung bei Uwe Krupp jedoch kaum etwas zu spüren. Er suchte den Smalltalk mit Krefelds Trainer Boris Blank und es entwickelte sich ein Gespräch über den Spielplan und die Tücken des Punkte-Quotienten. 

KEC „Spiel-Spitzenreiter“
Die Kölner Haie haben mit bereits 50 die mit Abstand meisten Spiele aller DEL-Clubs gespielt. Möglicherweise auch die penible Einhaltung aller Hygienemaßnahmen hat dafür gesorgt, dass die Haie ohne Corona-bedingte Spielabsagen durch die Saison kamen, während eine Vielzahl der anderen Partien abgesagt werden mussten. Beispiele hierfür gibt es zuhauf. 

Die Liga reagierte hierauf und verlängerte Hauptrunde bereits um eine Woche. „Wir gewinnen durch die zusätzliche Woche Zeit, so dass wir die ausgefallenen Spiele möglichst alle nachholen können“, ließ sich DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke zitieren

Sortiertung nach dem Quotient trügerisch
Die Sortierung der Tabelle nach dem Punktequotient wurde eingeführt, um Sicherheit zu haben, wenn eben dies nicht gelingt und die Spiele nicht nachgeholt werden können.

Den KEC betrifft das indirekt. Denn während die anderen Mannschaften teilweise bis zu neun (!) Spiele weniger gespielt haben, sind für die Haie diese Würfel bereits gefallen. Die Spiele sind gespielt und die Punkte vergeben. Bedingt durch die vielen Niederlagen der letzten Monate, ist das jedoch ein trüber Ausblick mit schlecht kalkulierbarem Ausgang.

Das Stakkato der Spielansetzungen hat immer zwei große Ausschlagsmöglichkeiten: Hätte sich die Mannschaft in einen Lauf gespielt, wären den Haien auf der Erfolgswelle viele Punkte zugeschwommen. Leider hat der KEC (erneut) katastrophale Monate hinter sich, in denen er das Momentum eben nicht auf seine Seite ziehen konnte und viele Punkte verloren hat.

Zuschauerrolle für den KEC auf dem Zielgeraden
Das bedeutet letztlich, dass der KEC ab einem gewissen Zeitpunkt in die Rolle des Zuschauers gedrängt wird, während die anderen Clubs in der „Crunchtime“ der Saison Motivation aus der Situation ziehen können. Es ist psychologisch ein Unterschied, ob man seine Spiele im Dezember oder Januar spielt oder in den letzten Wochen einer Saison, in welchen man um die Früchte der Saison kämpft.

Da die Situation nicht weiter beeinflusst werden kann, zählt nun umso mehr, von Spiel zu Spiel zu gucken. Aber auch hier zeigt der Spielplan seine Tücken: Der Gegner am heutigen Freitag, die Straubing Tigers, reisen so mit einer Woche (Freitag auf Freitag) Pause nach Köln, während der KEC im selben Zeitraum zwei Spiele (Sonntag gegen Bremerhaven und Dienstag gegen Krefeld) absolvierte.

Im „worst case“ führt die Sortierung nach Punktequotient also dazu, dass eine Mannschaft mit viel weniger Spielen, mehr Pausen zwischen den Spielen – und einem besseren Punktequotienten – am KEC vorbeizieht. Eine Situation, in die sich die Haie mit ihren allzu schlechten vergangenen Monaten selbst gebracht haben.

_______________________________________

(C) Beitragsbild: mcfly37.de

2003 habe ich mit Dennis Haimspiel.de gegründet. Bis 2020 berichtete das Haimspiel.de-Team in unzähligen Berichten, Interviews, Liveradio- und Podcast-Sendungen und einem Liveticker von den Kölner Haien. Wir initiierten die "Wir sind Haie!"-Kampagne, deren Logo und T-Shirt ich ebenso gestaltete, wie das Logo des Fanprojekts der Kölner Haie. Meine Staatsexamensarbeit habe ich zum Thema "Eishockey in Deutschland bis 1945" geschrieben und wurde zwei Mal in den Vorstand des Kölner EC "Die Haie" e.V. gewählt. Nach dem Ende von Haimspiel.de schreibe ich nun auf Haieblog.de.

Kommentar verfassen